1. Die Tiefe der Weisheit der Lehre, die im Buch „Sohar“ eingeschlossen ist, ist mit tausend Schlössern verschlossen. Und die menschliche Sprache ist arm und dürftig, und kann uns nicht als eine würdige und ausreichende Ausdrucksweise erscheinen, um den vollen Sinn auch nur eines Satzes aus dem Buch „Sohar“ in seiner Ganzheit zu vermitteln. Und die Erklärungen, die ich mache, sind nichts anderes als eine Leiter, um dem Studierenden zu helfen, zu den Höhen des Gesagten aufzusteigen und das im Buch selbst dargelegte zu sehen und zu studieren. Somit hielt ich es für notwendig, den Interessierten vorzubereiten, ihm den Weg zu weisen zu zuverlässigen Begrenzungen, ebenso wie um dieses Buch zu bedenken und zu verstehen.
2. Für den Anfang muss man wissen, dass alles, worüber im Buch „Sohar“ die Rede ist, und sogar Erzählungen und Sagen, die darin angeführt werden – dass all das in dem Begriff der zehn Sfirot eingeschlossen ist, die KaChaB, ChaGaT, NeHYM heißen, und ihren Verbindungen untereinander. Wie die 22 Buchstaben der gesprochenen Sprache und ihre unterscheidbaren Verbindungen uns durchaus ausreichen, um uns das Wesen eines jeglichen Gegenstandes oder Wissens zu enthüllen, so reichen auch die Begriffe und Verbindungen der zehn Sfirot aus, um die ganze Weisheit zu offenbaren, die im „Buch der Himmel“ enthalten ist. Doch in Wirklichkeit existieren 3 Begrenzungen und wir müssen äußerst aufmerksam sein, um nicht während des Studiums des „Sohar“ hinter ihre Grenzen zu treten.
3. Erste Begrenzung: Es existieren vier Kategorien in der Erkenntnis, die heißen:
- Materie
- Form der Materie
- Abstrakte Form
- Wesen
Sie existieren auch in den zehn Sfirot. Und wisse, dass sich der Sohar mit dem Wesen und der Abstrakten Form, die sich in den zehn Sfirot befinden, nicht beschäftigt, sondern nur mit der Materie, die in ihnen ist, oder mit der in die Materie eingekleideten Form.
4. Zweite Begrenzung: In allem, was in der Wirklichkeit des Schöpfers existiert, die mit der Erschaffung der Seelen und den Formen ihrer Existenz verbunden ist, unterscheiden wir drei Aspekte:
- Die Welt der Unendlichkeit Olam Ejn Sof Baruch Hu
- Die Welt Azilut
- Die Drei Welten, die Brija, Yezira, Assija heißen.
Wisse, dass das Buch „Sohar“ nur die Welten BYA und nichts anderes betrachtet. Und die Welt der Unendlichkeit und die Welt Azilut nur in dem Maße, in dem BYA von ihnen empfangen. Doch der „Sohar“ befasst sich überhaupt nicht mit der Welt der Unendlichkeit und der Welt Azilut als solche.
5. Dritte Begrenzung: In jeder der Welten BYA existieren drei Kategorien:
- Die Zehn Sfirot, deren Licht in jeder der Welten leuchtet;
- Höhere Seelen (Neschamot) und Seelen (Nefaschot) der Menschen;
- Die übrige Wirklichkeit, in welcher Engel (Malachim), Einkleidungen (Lewuschim), Paläste (Hejchalot) existieren, deren Details unzählbar sind.
In jedem Fall muss man wissen, dass im „Sohar“ zwar ausführlich alle kleinsten Details jeder der Welten erklärt werden, die Hauptaufmerksamkeit jedoch immer auf die Seelen der Menschen gerichtet ist, die sich in der entsprechenden Welt befinden. Das, was hinsichtlich anderer Kategorien ausgesagt und erläutert wird, wird nur zu dem Zweck studiert, zu erfahren, was die Seelen von ihnen empfangen. Und über das, was keinen Bezug zum Empfang durch die Seelen hat, wird im „Sohar“ kein einziges Wort gesprochen. Dementsprechend müssen wir aus allem, wovon im Buch Sohar die Rede ist, nur lernen, was den Empfang durch die Seelen angeht.
Ich hielt es für notwendig, mich zu bemühen und das Wesen dieser drei Kategorien ausführlich zu erklären, soweit dies in meinen Kräften liegt, damit es für jede Seele verständlich würde, weil ich davon ausgehe, dass diese drei Kategorien grundlegend sind, und wenn der Studierende sie nicht im Gedächtnis behält, und außerhalb ihrer Begrenzungen tritt, er sich sofort verirren wird.
6. Wie bekannt ist, heißen die zehn Sfirot Chochma, Bina, Tiferet, Malchut und ihre Wurzel- Keter. Und sie sind zehn, da die Sfira Tiferet in sich sechs weitere Sfirot einschließt, die wie folgt heißen: Chessed, Gwura, Tiferet, Nezach, Hod und Jessod. Und gedenke dessen, dass überall, wo immer wir von den zehn Sfirot sprechen, wir KaChaB, TuM meinen.
In der Regel schließen sie alle vier Welten ABYA in sich ein, da die Welt Azilut Sfira Chochma ist, die Welt Brija- Sfira Bina, die Welt Yezira- Sfira Tiferet, die Welt Assija- Sfira Malchut. Und nicht nur, dass es in jeder der Welten die zehn Sfirot KaChaB, TuM gibt, sondern auch das kleinste Detail dieser Welt enthält ebenfalls die zehn Sfirot KaChaB, TuM.
7. Diese zehn Sfirot KaChaB, TuM werden im Buch „Sohar“ als vier Farben bezeichnet:
- Weiß, entsprechend der Sfira Chochma
- Rot, entsprechend der Sfira Bina;
- Grün, entsprechend der Sfira Tiferet;
- Schwarz, entsprechend der Sfira Malchut.
Und das gleicht einem optischen Gerät, in dem es vier Gläser gibt, deren Farben den oben angeführten entsprechen. Auf diese Weise ist das Licht zwar Eins, doch wenn es durch diese Gläser hindurchgeht, erlangt es eine Färbung und es entstehen vier Arten von Lichtern: ein weißes Licht, ein rotes Licht, ein grünes Licht und ein schwarzes Licht.
Das Licht, welches sich in jeder der Sfirot befindet, ist das Licht des Schöpfers, einfach und einzig, vom Rosh der Welt Azilut bis zum Sof der Welt Assija. Und seine Unterteilung in die zehn Sfirot KaChaB, TuM findet in den Kelim statt, die KaChaB, TuM heißen. Jedes Kli gleicht dabei einer dünnen Trennwand, durch welche das Licht des Schöpfers zu den Empfängern gelangt.
Somit gibt jedes Kli dem Licht eine andere Farbe. So leitet das Kli von Chochma der Welt Azilut weißes, das heißt farbloses Licht durch, da das Kli von Azilut dem Licht selbst gleicht, und das Licht des Schöpfers keine Veränderungen erfährt, während es da hindurch dringt.
Und darin besteht der verborgene Sinn von dem, was im „Sohar“ über die Welt Azilut steht: „Er, das Licht und Seine Taten sind Eins“. Dementsprechend wird das Licht der Welt Azilut als weißes Licht definiert. Was die Kelim der Welten Brija, Yezira und Assija angeht, so verändert sich das Licht, welches durch sie zu den Empfängern dringt, und es wird dunkler. So entspricht die rote Farbe Bina, welche die Welt Brija darstellt, die grüne Farbe, wie das Licht der Sonne, entspricht Tiferet, welche die Welt Yezira darstellt, und die schwarze Farbe entspricht der Sfira Malchut, welche die Welt Assija darstellt.
8. Und abgesehen von dem bereits Gesagten gibt es in der Allegorie von den vier Farben eine wichtige Andeutung. Die höheren Lichter heißen „Sefer“ (Buch), wie es im ersten Kapitel des ersten Teils des Buches Yezira heißt: „Und Er schuf Seine Welt aus drei Büchern: dem Buch (Sefer), dem Verfasser (Sofer), und der Erzählung (Sipur)“.
Und die Weisheit (Chochma), die in jedem Buch eingeschlossen ist, offenbart sich dem Studierenden nicht in der weißen Farbe, die es darin gibt, sondern nur in Farben, das heißt in den Farben, in welchen die Buchstaben des Buches geschrieben sind, in Verbindung mit dem Licht Chochma. Denn in der Regel gibt es im Buch dreierlei Farben:
- rot;
- grün;
- schwarz.
So entspricht auch der Welt Azilut, deren Wesen Chochma ist, und die gänzlich Höheres Licht ist, die weiße Farbe, die im Buch enthalten ist. Wir erfassen sie nicht, da jede mögliche Offenbarung im „Buch des Himmels“ in den Sfirot Bina, Tiferet und Malchut geschieht, welche die drei Welten BYA sind- Farben, in denen das „Buch des Himmels“ geschrieben wurde. Sodass die Buchstaben und ihre Verbindungen sich nur in den drei erwähnten Farben enthüllen, und nur mittels ihrer offenbart sich das g-ttliche Licht des Schöpfers den Empfängern.
Damit einher muss man unterscheiden: So wie die weiße Farbe im Buch dessen Grundlage ist, und alle Buchstaben von ihr „getragen“ werden- und ohne die weiße Farbe wäre die Existenz der Buchstaben und die Offenbarung der in ihnen enthaltenen Weisheit unmöglich – So ist auch die Welt Azilut, welche die Sfira Chochma darstellt, die Grundlage der Offenbarung des Lichtes Chochma, welches sich durch alle Welten BYA offenbart. Und darin besteht das Geheimnis des Gesagten: und du erschufst alle in Weisheit.
9. Und wie es in der zweiten Einschränkung gesagt wurde, ist im Buch „Sohar“ die Rede nicht von der Welt Azilut als solcher, weil diese der weiße Hintergrund im Buch ist. Untersucht wird nur deren Leuchten in den drei Welten BYA, welche die Farben, die Buchstaben und deren Verbindungen sind, die im Buch vorhanden sind.
Und das tritt auf zwei Weisen in Erscheinung:
- Entweder bekommen die drei Welten BYA das Leuchten der Welt Azilut von ihrem Platz aus, nachdem sich das Licht beim Überqueren des Parssa, der sich unter der Welt Azilut befindet, mehrfach verkleinert, sodass es nur als ein Leuchten der Kelim de Azilut wahrgenommen wird.
- Oder es erheben sich die Welten BYA über den Parssa an die Stelle der Sfirot Bina, Tiferet und Malchut de Azilut, und „kleiden sich“ auf die Welt Azilut, das heißt sie empfangen das Licht an der Stelle seines Leuchtens.
10. Doch dieses Beispiel reflektiert das Wesen nicht ganz, da das Buch der Weisheit dieser Welt aus weißem Hintergrund und der Farbe von Buchstaben besteht, in denen es keinen Geist (Ruach) des Lebens gibt. Und die Offenbarung der Weisheit besteht nicht in ihrem Wesen, sondern hinter ihren Grenzen- im Verstand desjenigen, der sie studiert.
Was dagegen die vier Welten ABYA angeht – welche das „Buch der Himmel“ darstellen – so besteht die ganze Weisheit, die in der Realität existiert, sowohl in der spirituellen als auch in der materiellen, in ihnen und entspringt ihnen.
Dementsprechend wisse, dass die weiße Farbe, die im Buch enthalten ist, an sich ein Studiumsgegenstand ist, und die drei Farben dazu berufen sind, sie aufzuklären.