„Azilut ist die Welt, in der wir den Schöpfer vollkommen wahrnehmen und uns mit Ihm vereinigen. Ein Mensch steigt langsam in die Welt Azilut auf und erringt dabei altruistische Eigenschaften. Wenn er diese Welt und die Eigenschaft zu geben völlig erlangt hat, dann beginnter zugunsten des Schöpfers zu empfangen, auch wenn er auf der niedrigsten Stufe steht.
Wir ändern nicht unseren Wunsch, Genuss zu empfinden, sondern eher unser Wesen, indem wir den Grund ändern, aus welchem wir Genuss suchen (Die Absicht).
Wenn wir allmählich unseren Egoismus durch Altruismus ersetzen, können wir dementsprechend aufsteigen, bis wir alles empfangen, was uns zusteht, in Übereinstimmung mit der Wurzel unserer Seele (Shoresh Neshama), die ursprünglich ein Teil des letzten Grades (Malchut) der Welt Azilut war. Aufgrund unserer Korrekturen, die wir an uns vornehmen, steigt unsere Seele zu einem Zustand völliger Vereinigung mit dem Schöpfer auf, und dabei erhält sie 620mal mehr Licht als das, was unsere Seelen besaßen, bevor sie sich in den physischen, menschlichen Körper kleideten.
Alles Licht, das der Schöpfer uns zu geben wünscht, wird die »Urseele« (Schechina) der Schöpfung genannt. Das Licht, das jedem von uns zugeteilt wurde, ist Teil dieser Urseele. Jeder von uns sollte diesen Teil erhalten, wenn wir unsere Wünsche korrigieren.“
Die gesamte Wirklichkeit wird ausschließlich in unserem Kli (ein Wunsch zu empfangen) wahrgenommen. So lernen wir es.
Wir alle sind individuelle Bestandteile eines spirituellen Klis, genannt Adam ha Rishon (der erste Mensch). Die Seele von Adam ha Rishon zersplitterte in Milliarden von Seelen, die auf diese Welt hinunterkamen.
Diese Welt beherbergt unzählige Körper, jeder mit seiner eigenen Seele. Das Ziel eines jeden Menschen ist, zur gleichen Wurzel der Einheitsseele in Adam ha Rishon zurückzukehren, aus der er kam.
Wenn wir in diese Welt eintreten, sind unsere Seelen nur »ein Punkt«. Wenn wir kein spirituelles Kli aus diesem Punkt machen, solange wir in dieser Welt leben, kehren unsere Seelen zu ihren Wurzeln in Adam ha Rishon zurück wie Samenkörner, die sich nicht entwickelten, als unbewusste, leblose Punkte.
Mit anderen Worten: Wir spüren unsere Existenz erst dann, wenn unsere Seelen sich in dieser Welt in einen neuen Körper kleiden. Wenn wir jedoch diesen Punkt durch altruistische Absichten kultivieren, bis er ein spirituelles Kli wird, bleibt dieses Kli nach dem Ableben unseres physischen Körpers erhalten, denn dann haben wir begonnen, die Höhere Kraft während unseres Lebens in dieser Welt zu fühlen. Diese Verbindung bleibt, weil sie nicht Bestandteil unseres biologischen Körpers ist.
Das spirituelle Kli nimmt wahr, was sich außerhalb von uns befindet, ungeachtet unserer natürlichen Sinneswahrnehmungen. Sind wir erst einmal außerhalb unseres Selbst, haben körperliches Leben und der Tod keinen Einfluss mehr darauf, wie die Seele wahrnimmt. Deshalb empfinden wir Leben und Tod in dieser Welt nicht so intensiv, weil die spirituellen Empfindungen unversehrt bleiben.
Genauer gesagt: Wir müssen diesen biologischen Wechsel zwischen Leben und Tod irgendwann überwinden, in einem Maße, dass er uns nicht mehr beeinträchtigt. Dies geht nur mit Hilfe einer geeigneten Methode, wo wir an uns selbst hart arbeiten müssen, um uns entsprechend der richtigen Absichten zu verändern.
Frage: Warum fällt es mir so schwer, mich mit den Menschen zu verbinden, die anders sind als ich? Die Antwort von Dr. Michael Laitman: Jeder Mensch auf der Welt ist durch seine Seele mit men anderen Seelen verbunden. Du musst in dieses innere System der miteinander verbundenen Seelen eindringen, als würdest du zum Meeresgrund tauchen. Dort findest du dieses Netz der Verbindung, welches die Menschen vereint.
In diesem Netz befinden sich Hitler, Stalin, Ahmadinedschad, Moses, Abraham und du. All diejenigen, die du nur vom Sehen kennst, aber auch diejenigen, mit denen du eine engere Beziehung hast, sind dort durch eine gütigste Verbindung miteinander vereint.
Und in der Außenwelt erfüllt jeder von ihnen sehr genau seine Rolle, um die anderen dazu zu bewegen, sich diesem Netz anzunähern, in dieses einzutauchen, um sich selbst dort zu finden, verbunden im Herzen und in der Seele mit allen anderen. Du musst einen inneren Kontakt mit ihnen herstellen. Die Gruppe ist die innere Verbindung der Seelen. Und du musst dich allen anderen anschließen.
Natürlich, wenn ich über eine kabbalistische Gruppe spreche, meine ich in erster Linie diejenigen, die mit uns studieren. Wenn du jedoch in das innere dieser Verbindung eindringst, wirst du sehen, dass es ein Netz ist, das alle miteinander verbindet, selbst unsere allergrößten Feinde. Wir müssen verstehen, dass die äußere Hülle, in deren Form wir in dieser Welt existieren, uns gegeben ist, um einander dazu zu bringen, sich der inneren Arbeit zuzuwenden.
Dieses ganze Spiel ist für dich notwendig – damit der Schöpfer, die Kraft, die uns von innen verbindet, auch in der äußeren Erscheinung zum Vorschein kommt. Im Inneren wird diese Verbindung von Ihm gehalten, und außen musst du sie selbst realisieren!
Und wenn du die Schlucht zwischen dem Inneren und dem Äußeren überwinden kannst, wird dann genau das deine vollständige Korrektur sein.
Lasst uns mal eine kleine Übung machen. Wir stellen uns vor, wir befinden uns in einem komplett verschlossenen Raum, wo wir nichts sehen und nichts hören können, wo alle Gerüche fehlen und wo wir unseren Tast- und Geschmack-Sinn nicht verwenden können. Es is einfach keine Empfindung da. Stellt Euch auch vor, dass dieser Zustand schon so lange dauert, dass wir sogar über unsere Möglichkeiten der Wahrnehmung komplett vergessen und dass die Echos der letzten Eindrücke aus unserem Gedächtnis völlig verschwinden.
Plötzlich bekommen wir einen Hauch von Aroma zu spüren. Ein leichter Hauch von irgendetwas, scheinbar von etwas noch nie da gewesenem. Dieser Hauch von Aroma verstärkt sich immer mehr und mehr, wir sind darin irgendwie verhüllt. Obwohl wir noch keinen wirklichen Aromageschmack erkennen, auch nicht die Quelle woher es kommt – irgendetwas ist plötzlich da, worauf wir unsere Auffmerksamkeit lenken können. Dann erreichen uns auch andere Düfte mit unterschiedlicher Intensität, die uns noch näher anlocken oder eben für uns unangenehm sind. Obwohl diese Aroma-Spuren zu uns aus unterschiedlichen Richtungen kommen, sind wir in der Lage uns mit deren Hilfe zu orientieren, indem wir sie verfolgen und unseren Weg dementsprechend legen können.
Danach, unerwartet für uns, wird die Stille durch diverse Klänge, Geräusche und sogar Stimmen abgelöst. Sie sind so unterschiedlich, manche richtig melodisch, der Musik ähnelnd, andere stotternd und abgehackt so wie manche menschliche Stimme, und es gibt solche Töne die einfach nicht erkennbar sind. Das alles verbessert unsere Fähigkeit uns im Raum zu orientieren. Nun sind wir in der Lage besser die Richtung und die Entfernung abzuschätzen, und können sogar über die Quellen der an uns kommenden Informationen beurteilen. Wir leben auf einmal in einer Welt voll mit diversen Klängen und Aromas.
Es vergeht Zeit und wir bekommen ein neues Gefühl, wenn etwas unsere Haut berührt oder streicht. Diese Berührungen sind manchmal warm oder kalt, trocken, nass, feucht, sanft oder hart, und es gibt solche, über die man überhaupt nichts sagen kann… Wenn plötzlich etwas in unseren Mund gelangt, sind wir mit dem aufkommenden Geschmack angenehm überrascht und versuchen uns diese Erfahrung möglichst lang zu merken.
Die Welt wird dadurch unglaublich reicher. Sie ist voll von Klängen, Aromen, Tönen, Berührungen, Stimmen, Würzen, Duften. Wir haben die Fähigkeit bekommen, uns umgebende Objekte anzufassen und die Umgebung zu untersuchen. Wer könnte früher über so eine Vielfallt an Eindrücken vermuten als wir noch über keine Empfindungen verfügten??
Sollten wir an der Stelle der seit ihrer Geburt blinden Menschen gewesen sein, hätten wir die Sehfähigkeit vermisst? Wüssten wir eigentlich, was uns da fehlt? Ganz und gar nicht.
Analog dazu bemerken wir das Fehlen einer spirituellen Wahrnehmung nicht, das Fehlen unserer Seele. Wir leben ohne einen blassen Schimmer davon zu haben, dass es reichhaltige spirituelle Dimensionen gibt. Sie sind sogar viel realer als diese Welt, sie sind von unserer Wahrnehmung komplett abgeschnitten, und was noch viel schlimmer ist, wir verspüren kein Verlangen, diese spirituelle Wahrnehmung in uns zu finden. Wir sind mit dieser Welt irgendwie zufrieden, weil wir nichts anderes kennen, Tag für Tag, Jahr für Jahr, Generation für Generation. Wir werden geboren, leben, geniessen und im Endeffekt sterben, noch bevor wir eine andere Realität entdecken können, die mit dem spirituellen Leben gefüllt ist.
Die Kabbala ist die Wissenschaft über die menschliche Seele und sie handelt ausschließlich über die Beziehung der Seele zu ihrem Schöpfer. Die Menschen sind nach kabbalistischer Weisheit ein Teil des Schöpfers, den Er von sich mit einer Absicht entfernt hat, indem er diesem Teil eine Ihm gegenteilige Eigenschaft gab – den Egoismus.
Aus diesem Grunde besteht die Seele eines Menschen aus zwei gegensätzlichen Teilen. Ein Teil ist göttlich, der in einigen von uns spürbar ist. Dieser Teil äußert seine Wünsche, den Schöpfer füllen zu können bzw. Ihn direkt wahrzunehmen, und der Mensch beginnt, irgend etwas zu suchen, damit er sich irgendwie erfüllen kann, und all das was die anderen als Erfüllung und Genuss empfinden, ist diesem Menschen nicht gut genug. Er empfindet eine innere Leere und er findet keine Erfüllung in allen Genüssen unseres Planeten Erde. Dann kommt er zur Spiritualität.
Der zweite Teil der Seele – ist unsere egoistische Natur, die mit einer speziellen Absicht erschaffen worden ist. Diesen Teil der Seele spüren wir und erleben wir ihn tagtäglich – es ist das Verlangen alles zu beherrschen, alles zu erfahren, in allem das Ergebnis eigener Handlung zu sehen, d.h. in allem ein Teil des eigenen „Ich“ zu finden. Dieser egoistische Teil unserer Seele ist die Schöpfung, die erschaffen worden ist, denn der andere altruistische Teil der Seele – ist ein Teil des Schöpfers selbst. Indem der Schöpfer Seinem ursprünglichen Verlangen die Eigenschaft des Egoismus gegeben hat, hat er damit diesen Teil von sich getrennt und dieser Teil wird als die Seele beziehungsweise die von Ihm getrennt existierende Schöpfung genannt. Und sie wird als Schöpfung gerade deshalb genannt, weil sie ein Teil von etwas Neuem enthält – ihrem Egoismus – die Eigenschaft, die im Schöpfer selbst vorher nie existiert hat, denn der Schöpfer hat dieses Verlangen nicht.
Und nur über dieses Objekt – die Seele, die aus dem Teil des Schöpfers und aus dem anderen, dem neu erschaffenen egoistischen Teil „Alles für sich zu empfangen“ besteht, – spricht die Kabbala. In der Kabbala handelt es sich nicht um das menschliche Körper, die Materie aus Fleisch und Blut, denn der Körper ist vergänglich und wechselt von einer Inkarnation zu der nächsten. Wir, Menschen, füllen unseren Körper nur deshalb, weil wir unsere wirkliche Seele nicht wahrnehmen. Aber mit dem Studium der Kabbala, beginnt der Mensch immer mehr seine göttliche Seele zu erfahren und direkt zu spüren, so dass er immer weniger auf die Verlangen seines physikalischen Körpers eingeht, denn die ewig existierende Seele spricht immer mehr und mehr aus ihm.
Die Kabbala spricht also nicht über unseren materiellen Körper, sondern über die beiden Verlangen der Seele – das Verlangen des göttlichen Teils zum Wahrnehmen des Schöpfers, einer Vereinigung mit Ihm, und über das Verlangen des egoistischen Teils zur Selbstbefriedigung, Selbstsucht und Egomanie, dem Wahrnehmen des falschen „Ich“-s anstatt dem Wahrnehmen unseres wahren göttlichen Teils – dem Schöpfer (die universale Kraft des Gebens).