Die authentische Kabbala lehrt uns, dass in der Höheren Welt die Begriffe wie Zeit, Ort und Bewegung in dem Sinne wie sie von uns im tagtäglichen Leben oder auch in der empirischen Erfahrung der Naturwissenschaft wahrgenommen werden, nicht anwendbar sind. Diese Begriffe beschreiben in den meisten Fällen (obwohl nicht immer) die Naturphänomene, die von unseren Sinnesorganen empfunden werden. Wir nehmen beispielsweise eine Bewegung dann wahr, wenn in unserem Sichtfeld das beobachtete Objekt seine Position in einer begrenzten Geschwindigkeit ändert. Basierend auf der beschriebenen Erscheinung entstehen demzufolge solche Sprachbegriffe wie z.B. „gehen“, „fliegen“, „springen“ usw. Da in der Welt des Geistes diese Erscheinungen nicht in der vergleichbaren Form beobachtbar sind, sind unsere Ausdrucksmittel in der sprachlichen Form ziemlich eingeschränkt. Um das Höhere Licht, das unsere spirituelle Verlangen befriedigen und erfüllen soll, überhaupt wahrnehmen zu können, benötigen wir nach den kabbalistischen Lehren ein besonderes Sinnesorgan, das unsere Empfindung wesentlich ergänzt. Dieses Sinnesorgan nennen die Kabbalisten – der Schirm (hebr. Masach). Und ein der wichtigsten Ziele des Studiums der authentischen Kabbala ist, ein solches Sinnesorgan beim Menschen methodisch entwicklen zu lassen.
Es ist kein Zufall, dass der Begriff wie „der Schirm“ in der kabbalistischen Beschreibung benutzt wird. Mit diesem Begriff assoziieren wir die Vorstellungen über eine Trennung, eine Membran, eine Spiegelung, einen Filter oder sogar über einen Bildschirm, auf dem bestimmte optische Erscheinungen technisch hervorgerufen werden können. Was müsste denn der Schrim im Sinne der authentischen Kabbala überhaupt trennen, reflektieren, filtern oder durchlassen? Die Antwort der Kabbala lautet: die Absicht in der Benutzung des Verlangens. Die Trennung unserer Verlangen ist also die ertse Funktion des Schirms, als eines neuen menschlichen Sinnesorganes, das die aus unserer materiellen Welt egoistischen Verlangen von den altruistischen Verlangen der Höheren Welt abgrenzt. Da in unserer Welt ALLE Verlangen eines Menschen egoistisch sind (wirklich alle und ohne jegliche Ausnahmen!) , können wir eigentlich die tatsächliche Trennung der Verlangen nur dann bewusst nachvollziehen, wenn der Schrim als das sechste Sinnesorgan aufgebaut ist. Bis dahin können wir nur mutmaßen und spekulieren, was die altruistischen Verlangen im Sinne der spirituellen Welt wirklich sind.
Als zweite wichtige Funktion des neuen Sinnesorgans besteht darin, dass der Schirm als ein Empfänger der Verlangen aus der Höheren Welt (des Lichts des Schöpfers) dient, und gleichzeitig die Flüsse der egoistischen Verlangen dämpft bzw. einschränkt (im kabbalistischen Sinne – korrigiert). Damit kann die menschliche Seele mit dem Höheren Licht gefüllt werden und das Verlangen zu erhalten, die Handlungen aus der Liebe zum Schöpfer auszuführen, das aus dem Schöpfungsgedanken entstanden ist. Der Schirm realisiert hiermit praktisch eine Verbindung zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung.
Das neue Sinnesorgan, das von einem Menschen methodisch gebildet wird – der Schrim – ermöglicht dem Menschen also eine unmittelbare und objektive Information über die Höhere Welt zu erhalten. Diese Information ist nicht an die Glaubensätze gebunden, die in unserer materiellen Welt bei einem Menschen im Unterbewusstsein herrschen, denn die Empfindung der höheren Welt geht über einen Umweg des grössten Feindes der spirituellen Welt – des menschlichen Egos. Und die erhaltene Information ist wie in der Naturwissenschaft üblich – wiederholbar, reproduzierbar und fixierbar.