51. Und wisse, dass der Wunsch, sich spirituell zu erheben und sich zu reinigen, vom Schöpfer nur dann angenommen wird, wenn er stetig ist, und eine völlige Sicherheit darin besteht, dass der Mensch nicht mehr zu seiner Narrheit zurückkehren wird. Wie es heißt: „Bis der Schöpfer selbst bezeugt, dass er nicht mehr zu seiner Narrheit zurückkehren wird.“ Und wir finden vor, wie bereits gesagt wurde, dass, wenn der Mensch die bewegungslose Stufe seines Willens zu empfangen korrigiert, des Parzuf Nefesh würdig wird, sich erhebt und die Sefira Malchut der Welt Assija „kleidet“, er natürlich der vollkommenen Korrektur der bewegungslosen Stufe gewürdigt wird, sodass er nicht mehr zu seiner Narrheit zurückkehren wird. Dann kann er in die spirituelle Welt Assija aufsteigen, da es in ihm nun Reinigung und absolute Übereinstimmung der Form mit jener Welt gibt.
Doch was die restlichen Stufen Ruach, Neshama, Chaja und Yechida der Welt Assija angeht, so muss man zum Empfangen ihres Lichts die pflanzliche, tierische und menschliche Stufe in Bezug auf den Willen zu genießen korrigieren. Die Reinigung (Korrektur) muss nicht unbedingt vollendet sein, „bevor der Schöpfer nicht selbst bezeugt, dass er nicht mehr zu seiner Narrheit zurückkehren wird.“
Der Grund liegt darin, dass die ganze Welt Assija in jeder ihrer fünf Sefirot (Keter, Chochma, Bina, Tiferet und Malchut) nichts anderes als der Aspekt von Malchut selbst ist, die sich nur auf die Reinigung der bewegungslosen Stufe bezieht. Und die fünf Sefirot sind nur fünf Teile von Malchut. Und da der Mensch bereits endgültig der Korrektur des „bewegungslosen“ Teils des Willens zu empfangen würdig wurde, verfügt er über eine Übereinstimmung der Form mit der ganzen Welt Assija, da jede Sefira der Welt Assija von der ihr entsprechenden Sefira der in Bezug auf sie höheren Welten empfängt.
So empfängt zum Beispiel die Sefira Tiferet der Welt Assija von der Welt Yezira, welche Tiferet und das Licht Or Ruach darstellt. Und die Sefira Bina der Welt Assija empfängt von der Welt Brija, die Neshama darstellt. Die Sefira Chochma der Welt Assija empfängt von der Welt Azilut, die Chochma und das Licht Or Chaja darstellt. Und dementsprechend hat er zwar noch nichts außer dem „bewegungslosen“ Teil endgültig korrigiert, wenn er aber dennoch die restlichen drei Teile seines Willens zu empfangen korrigierte, wenn auch nicht endgültig, kann er die Lichter Ruach, Neshama, Yechida von Tiferet, Bina und Chochma der Welt Assija empfangen, wenn auch nicht ständig, denn sobald einer dieser drei Teile seines Willens zu empfangen wach wird, verliert er diese Lichter sofort.
52. Und nachdem er den pflanzlichen Teil seines Willens zu empfangen für immer korrigiert und gereinigt hat, steigt der Mensch endgültig in die Welt Yezira auf und erkennt dort ein für alle Mal die Stufe Ruach, und kann dort auch die Lichter Or Neshama und Chaja von den Sefirot Bina und Chochma erfassen, die als Neshama und Chaja der Stufe Ruach definiert werden – sogar bevor er der endgültigen Korrektur der Teile „Tier“ und „sprechend“ seines Willens zu empfangen würdig wird, ähnlich, wie es oben in der Welt Assija erklärt wurde. Doch dies ist nicht permanent, da er, nachdem er die Korrektur und Reinigung des pflanzlichen Teils seines Willens zu empfangen erreicht, sich dadurch bereits in Angleichung der Form mit der ganzen Welt Yezira bis hin zu deren höchsten Stufen befindet, wie dies am Beispiel der Welt Assija erklärt wurde.
53. Nachdem er den „tierischen“ Teil seines Willens zu empfangen korrigiert und ihn in den Willen zu geben verwandelt – so weit, dass „der Schöpfer selbst bezeugt, dass er nicht wieder zu seiner Narrheit zurückkehren wird“, erreicht er dadurch eine Übereinstimmung der Form mit der Welt Brija, steigt auf und erhält dort in ständiger Weise das Licht Neshama. Sobald er den „sprechenden“ Teil in seinem Körper korrigiert, kann er sich bis zur Sefira Chochma erheben und auch das Or Chaja erhalten, welches sich dort befindet; ungeachtet der Tatsache, dass er diesen Teil nicht endgültig gereinigt hat, wie wir dies in den Welten Yezira und Assija betrachtet haben, doch dieses Licht leuchtet ihm – wie oben beschrieben – nicht permanent.
54. Und sobald er dessen würdig wird, den „sprechenden“ Teil seines Willens zu empfangen ein für alle Mal zu korrigieren, wird er dadurch der Angleichung der Form an die Welt Azilut würdig und steigt auf und empfängt dort das Licht Chaja immerfort. Wenn ihm noch mehr zuteil wird, so erkennt er das Licht der Unendlichkeit, und das Licht Or Yechida „kleidet sich“ in Or Chaja. Und hier gibt es nichts mehr hinzuzufügen.
55. Auf diese Weise klärten wir die Fragen, die wir zuvor gestellt haben: Wozu braucht der Mensch all diese Höheren Welten, die der Schöpfer für ihn erschuf? Und welchen Nutzen hat der Mensch an ihnen? Denn nun ist klar, dass es dem Menschen nur mithilfe all dieser Welten möglich ist, das Geben an den Schöpfer zu erreichen, denn im Maße der Korrektur des Willens zu empfangen, den es in ihm gibt, erkennt er die Lichter und Stufen seiner Seele, die NaRaNCHaY genannt werden. Und alle Lichter der Stufe, die er erkennt, helfen ihm bei der Reinigung (Korrektur).
Und so erklimmt er die Stufen, bis ihm schließlich zuteil wird, alles zu erreichen, was für ihn in der Schöpfungsabsicht bereitet war (siehe Punkt 33). Und im Sohar (Abschnitt Noah, Punkt 63) wird hinsichtlich des Ausspruchs nachgefragt: „Demjenigen, der sich zu reinigen wünscht, hilft man“ – worin hilft man ihm? Und {der Sohar} antwortet: „Man gibt ihm eine heilige Seele“, da es unmöglich ist, die erwünschte Korrektur (Reinigung) zur Erlangung der Schöpfungsabsicht anders zu erreichen, als mithilfe der Stufen NaRaNCHaY der Seele.
56. Man muss unbedingt wissen, dass all diese Stufen NaRaNCHaY, von denen bisher gesprochen wurde, jene fünf Teile sind, aus denen die ganze Wirklichkeit besteht. Und alles, was es im Ganzen gibt, existiert auch im kleinsten Teil der Wirklichkeit. So kann man zum Beispiel sogar im bewegungslosen Teil der spirituellen Welt Assija die fünf Teile von NaRaNCHaY erkennen, die zu den fünf Teilen NaRaNCHaY der ganzen Schöpfung in Relation stehen.
Und es ist unmöglich, sogar das Licht der bewegungslosen Stufe der Welt Assija zu erkennen, wenn man nicht vier Teile der Arbeit ausführt, sodass es keinen Menschen aus Israel gibt, der sich von der Beschäftigung mit allen Teilen, entsprechend seiner Stufe, lösen könnte. Und er muss sich mit der Tora und den Geboten mit einer Absicht beschäftigen, um dementsprechend die Stufe Ruach zu empfangen, und muss sich mit den Geheimnissen der Tora entsprechend seiner Stufe beschäftigen, um dementsprechend die Stufe Neshama zu erhalten. Und so verhält es sich auch mit den Geschmäckern der Gebote (Taamei Mizwot), denn ohne diese ist es nicht möglich, dass auch nur das kleinste spirituelle Licht vollkommen wäre.
57. Aus dem oben Gesagten kann man die Öde und Finsternis verstehen, die in unserer Generation vorzufinden sind, was es in allen vorausgehenden Generationen nicht gab. Und das, weil sogar die Diener des Schöpfers aufgehört haben, sich mit den Geheimnissen der Tora zu beschäftigen.
Der RAMBAM spricht davon, indem er ein Beispiel aus dem Leben bringt: „Wenn eine Kolonne aus tausend Blinden einen Weg beschreitet, und es am Kopf der Kolonne wenigstens einen Sehenden gibt, so sind sie sich alle dessen sicher, dass sie auf dem geraden Weg gehen, und nicht in Gruben fallen werden und auf Hindernisse stoßen werden, weil sie von einem geführt werden, der den Weg sieht. Doch wenn es am Kopf der Kolonne keinen sehenden Führer geben wird, dann werden sie sich zweifellos vom Weg verirren und sich verlieren.“
So auch in unserem Fall. Wenn sich zumindest Diener des Schöpfers mit dem inneren Teil der Tora beschäftigen würden und das volle Licht der Unendlichkeit anziehen würden, dann würde die ganze Generation ihnen folgen, und alle wären sich sicher, dass sie auf diesem Weg keine Fehler machen werden. Doch wenn sich auch die Diener des Schöpfers von dieser Weisheit entfernen, dann ist es nicht verwunderlich, dass die ganze Generation ihretwegen versagt. Und aufgrund meines großen Kummers bin ich nicht in der Lage, weiter davon zu sprechen!
58. Doch ich weiß, dass der Grund dafür darin besteht, dass der Glaube schwand, insbesondere das Vertrauen in die großen Weisen der Generationen, und die Bücher der Kabbalah und das Buch Sohar wimmeln von materiellen Beispielen, die unserer Welt entnommen sind. Daher entsteht bei jedem die Angst, es würde mehr Schaden als Nutzen geben, weil man l – Gott behüte -leicht beginnen könnte, sich verdinglichte Gestalten vorzustellen.
Und das ist es, was mich dazu verpflichtete, ausführliche Kommentare zu Werken des großen ARI und nun zum heiligen Sohar zu verfassen. Und damit habe ich die Angst vollkommen zunichte gemacht, da ich alle spirituellen Begriffe erklärt und bewiesen habe, indem ich sie von jeglicher materiellen Vorstellung löste; und sie hinter die Schranken von Zeit und Raum führte, wie sich die Studierenden überzeugen werden, um es jedem aus dem Hause Israel zu erlauben, das Buch Sohar zu studieren und sich in seinem heiligen Licht zu wärmen.
Und diese Kommentare nannte ich „Sulam“ (die „Leiter“), um zu zeigen, dass ihre Bestimmung dieselbe wie die einer Leiter ist, denn wenn es eine prachtvolle Höhe vor dir gibt, dann mangelt es nur an einer „Leiter“, um zu ihr aufzusteigen, und dann werden alle Schätze der Welt in deinen Händen sein. Doch die „Leiter“ ist kein Zweck an sich, denn wenn du auf ihren Stufen stehen bleibst und nicht aufsteigst, dann wird sich das von dir Angedachte nicht erfüllen.
So auch mit meinen Kommentaren zum Sohar : Mein Ziel war es nicht, die ganze Tiefe des Sohar so zu erklären, dass es nicht möglich wäre, mehr auszudrücken; sondern den Weg zu weisen und aus diesen Kommentaren eine Handlungsanleitung für jeden Menschen zu machen, damit er sich mit ihrer Hilfe erheben könnte, in die Tiefe dringen und das Wesen des Buches Sohar sehen könnte. Nur darin besteht das Ziel meiner Kommentare.
59. Alle, die sich im Buch Sohar auskennen, sind sich einig, dass das Buch vom großen Rabbi Shimon Bar Yochai verfasst wurde. Und nur die Menschen, die dieser Weisheit fern sind, und eben aus diesem Grunde daran zweifeln, erlauben es sich, die Meinung zu äußern, die auf der Meinung von Gegnern dieser Weisheit basiert: Dass nämlich das Buch Sohar von Rabbi Moses de Leon verfasst wurde, oder von jemand anderem, der zu jener Zeit lebte.
60. Doch ab dem Tage, an dem ich des Lichtes des Schöpfers würdig wurde und sah, was im Buch Sohar geschrieben steht, entstand in mir nicht das Bedürfnis, hinsichtlich der Urheberschaft Nachforschungen anzustellen – aus dem einfachen Grunde, dass der Inhalt des Buches in meinem Herzen die Größe von Rabbi Shimon in unerreichbare Höhe über allen anderen Kabbalisten hob. Doch sollte ich herausfinden, dass der Autor des Buches ein anderer ist, zum Beispiel Rabbi Moses de Leon, so würde in mir die Größe dieses Kabbalisten über allen anderen steigen, einschließlich Rabbi Shimon.
Doch ehrlich gesagt, gemäß der Tiefe der Weisheit des Buches, wenn ich herausfinden würde, dass dessen Autor einer der 48 Propheten ist, würde sich mein Herz eher damit einverstanden geben, als damit, dass ein Kabbalist –Tana solch ein Buch verfasste. Und sollte ich herausfinden, dass Moses dieses Buch auf dem Berg Sinai vom Schöpfer selbst erhielt, so würde ich mich vollkommen beruhigen, so groß ist dieses Buch. Und da ich dessen gewürdigt wurde, einen Kommentar zu kreieren, welcher sich für alle eignet, die zu verstehen wünschen, was im Buch selbst steht, so denke ich, dass ich bereits alles erfüllt habe, um mich in Zukunft von solchen Werken und Nachforschungen zurückzuziehen, da niemand, der sich im Buch auskennt, sich mit jemand anderem als Rabbi Shimon als Autor zufrieden geben wird.