Wie unser Ego durchleuchtet wird

Inside
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„Wir glauben, dass wir uns in einer Welt befinden, die lebt und existiert, dass sie beständig und alles in ihr ziemlich stabil ist. Wir lassen noch nicht einmal die Vorstellung zu, dass alles Sichtbare und Wahrnehmbare unbeständig und relativ ist.

Die Menschheit war immer der Meinung, dass die Welt tatsächlich existiert und der Mensch in ihr lebt. Diese Meinung wurde dadurch bestärkt, dass die Menschen alles, was sie umgibt, unseren Planeten, die Sterne und die Galaxien gesehen haben.

Und obwohl der Mensch zur Welt kommt, lebt und stirbt, würde das alles an der gleichen Stelle weiter bestehen bleiben. Das würde heißen, alles, was uns umgibt, existiert außerhalb von uns. Dies wurde von den Menschen jahrtausendelang angenommen.

Doch nun kommt die Wissenschaft der Kabbala und zerstört vollkommen das Fundament, auf dem unsere Wahrnehmung gegründet war, und lässt keinen Stein auf dem anderen. In erster Linie erklärt sie, dass alles, was wir vor uns sehen, sich nicht außerhalb, sondern innerhalb von uns, in unserem Verlangen bzw. unserem Wunsch befindet.

Wenn also diejenigen, die ich vor mir sehe, sich in meinem Kopf befinden, befinde ich mich selbst auch dort. Die Kabbala behauptet, dass das richtig ist und die ganze Wahrnehmung der Realität, die wir im Moment haben, trügerisch ist.

Uns wird erklärt, dass es so ist, als ob es im Hinterkopf einen Projektor geben würde, der alles Wahrnehmbare in Bildern, die scheinbar vor mir ablaufen, wiedergibt. Auf diese Weise würde ich sowohl meinen Körper als auch alles, was außerhalb von ihm geschieht, sehen.

Die Kabbalisten erklären es uns mit absoluter Ernsthaftigkeit und betonen, dass gerade dadurch, dass ich Dinge innerhalb von mir spüre und außerhalb von mir sehe, ich eine besondere Erkenntnis – die Enthüllung des Schöpfers – erlangen kann.

Ich sehe, dass sich alles um mich herum jeden Augenblick verändert und bewegt wird. Dies geschieht entsprechend der Veränderung meiner Eigenschaften und bedeutet, dass ich selbst meine Realität erschaffe.

Die Wissenschaft der Kabbala erzählt uns, dass außer dem Punkt, der als „Ich“ bezeichnet wird, alles andere nur das höhere Licht, das Licht der Unendlichkeit, in dem ich mich befinde, ist. Dieses Licht hat eine Eigenschaft: das Geben und die Liebe. Und vor dem Hintergrund dieses Lichts erkenne ich meine Eigenschaften, die ihm entgegengesetzt sind.

Ich glaube, dass außerhalb von mir eine große Welt existiert, in der sich alles bewegt, doch all das wird von meinem Verlangen, meinem Ego, von dessen verschiedenen Eigenschaften projiziert, die mein inneres Bild wie auf einem Röntgenbild zeigen.

Kann ich die Realität verändern? – Ja, ich kann das, unter einer Bedingung, dass ich mich selbst verändere. Und das ist bereits eine sehr ernsthafte Sache. Das heißt, ich habe in meinem Leben eine Familie, einen Job, die große Welt, und obwohl ich sehe und spüre, wie beständig ich selbst und alles um mich herum ist, liegt es dennoch in meiner Hand, das zu verändern.

Denn wenn ich anfange, mich selbst zu verändern, verändere ich die Welt, weil der Mensch eine kleine Welt ist und alles sich in ihm befindet, außerhalb von ihm ist nur das unveränderbare Licht der Welt der Unendlichkeit.

Also hängt alles vom Menschen ab, und meine Wahrnehmung der Realität hängt allein von mir und von keinem Anderen ab.“

Aus dem Vortrag von Dr. Laitman im Auditorium „Kabbala für alle“ vom 23.11.2010.

Quelle: http://www.laitman.de/das-roentgenbild-meines-egos/

Der Neid

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Der Neid ist in seiner meist verbreiteten Form, die Eigenschaft, die bei den meisten Menschen vorgefunden wird,  die auf eine Minderwertigkeit bzw. auf eine Unvollkommenheit hinweist und eine der bedeutend schlechten Eigenschaften ist,  die auf dem spirituellen Wege zur Vollkommenheit unbedigt zu transformieren ist. Es muss hier allerdings unterschieden werden.

Der Neid wird unter den Kabbalisten zu einem der stärksten Mittel des spirituellen Wachstums eines Menschen gezählt.  Es steht in Talmud geschrieben: „Der Neid, die Leidenschaft und die Ehre reißen den Menschen aus dieser Welt“ (Pirkej Avot 4:28).  Hätte der Mensch also keinen Neid gehabt, könnte er sich nie in seinen Verlangen über die tierische Stufe erheben und er könnte nie nach dem Schöpfer streben.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass man hier unbedingt den zwei Regeln folgen muss:

(1) Erstens muss der Mensch auf das positive Streben nach der Spiritualität der anderen Menschen und ihrer spirituellen Weisheit neidisch sein. Und der Talmud schreibt diesbezüglich:  „Neid der Weisen vermehrt die Weisheit“ (Bava Batra, s.21)

(2) Und zweitens darf der Neid nicht ein schwarzer Neid (Missgunst) sein, wo man einem nichts gönnt und sich selbst schwarz ärgert, dass der andere mehr hat. Der Neid muss „weiß“ sein, d.h. der Mensch muss bestrebt sein, nicht weniger zu erreichen, was der andere bereits erreicht hat. Er soll dem anderen für die Gelegenheit dankbar sein, den neuen Bestrebungen und den spirituellen Zielen folgen zu können.

Wie der grösste Kabbalist des 20. Jahrhunderts Baal Sulam im Vorwort zum Buch von ARI „Baum des Lebens“ schreibt:

„Der Neider ist in seiner Natur allgegenwertig, er fasst die gesamte Wirklichkeit allerzeiten um, denn so ist das Gesetz des Neides:  sähe der Mensch eine Sache bei seinem Freund nicht, würde in ihm kein Verlangen zu ihr entstehen. Und wir stellen beim Menschen fest, dass das Gefühl des Mangels in ihm nicht deshalb entsteht, weil er irgendetwas vermisst, sondern deshalb, weil es der Freund hat, und so sind alle Kinder von Adam und Eva in allen Generationen. Und es ist kein Ende dieser Kraft in Sicht, und somit bekommt der Mensch die Eignung für die Erfüllung seines bedeutungsvollen und höheren Ziels“.

Sind wir alle nicht auf etwas neidisch?

Der Weg des Leidens (hebr. Beito)

Long way - Tunnel auf der Kaiserburg
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Die Kabbalisten lehren uns, dass sich alle Menschen, unabhängig davon ob sie sich mit der Weisheit der Kabbala beschäftigen und dadurch ihre spirituelle Entwicklung beschleunigen und ihre Bestimmung realisieren, unbewusst und ohne ihr aktives Zutun auf dem Wege zu der Vollkommenheit befinden. Das bedeutet, dass wir alle an dem Schöpfungsziel ankommen werden, nur der Weg ist halt anders und heisst auf hebräisch „beito“ (übersetzt „in der Zeit“). Um welchen Weg handelt es sich denn genau und was stellt man sich darunter vor?

Dieser Weg ist äusserst schmerzhaft und ist voll von Leiden für den Menschen. Es ist ein Weg in der Dunkelheit, in der Stickigkeit und unter einem unangenehmen Druck unserer materiellen Welt, bestritten mit einem kaum wahrgenommenen göttlichen Lichtfunken zur Erleuchtung des Weges des Menschen. Es ist der Weg, den der ewige, spirituelle Teil von uns nach dem Willen der Höheren Kraft durchmachen muss, um seinem Bewusstsein die Eigenschaften der Liebe, der Barmherzigkeit, der Dankbarkeit, der Freude und der Herzlichkeit anzueignen. Wir sind hier durch die viele Welten herabgestiegen, um in der Materie zu lernen, wie man seinen Wünschen und den Leidenschaften der Herr wird und wie man sich von den egoistischen Verlangen, die auf Kosten unserer Nächsten ausgelebt werden, frei macht und eine neue unglaubliche Dimension der Höheren Welten in sich entdeckt. Wir sind hier, um unseren Geist von den Schmutzschalen des Egoismus zu befreien und die Liebe zum Nächsten und zum Nächsten des Nächsten zu lernen. Und bis dies endlich erreicht ist, wird das höhere Teil (hebr. Galgalta Enaim) in uns wirklich leiden und den Schmerz spüren. Sehr oft nicht wissend, dass hinter den Leiden eine Absicht steckt, um uns zu einem unglaublichen Ziel führen soll. Wie könnte dieser Mechanismus denn funktionieren?

Die Kabbalisten lehren uns, dass es kein egoistisches Verlangen geben kann, was gestillt werden kann. Auch wenn wir kurzfristig ein befriedigendes Gefühl bekommen, dass so ein Verlangen gestillt ist, täuscht es uns.  Danach wollen wir immer mehr davon bekommen, und man kann nicht wirklich auf dem Erreichten stehen bleiben. So wird aus dem Tellerwäscher ein Millionär oder aus einem Millionär ein Milliardär. Aber unterwegs zur Befriedigung dieser ego-getriebenen Verlangen spürt man die Schmerzen des Haßes,  der Eifersucht, des Neids zu allen: den Wettbewerbern, den Nachbarn, der Gesellschaft, der Regierung und allen, die scheinbar einem auf dem Weg stehen. In jedem Leiden steckt ein nicht erfülltes egoistisches Verlangen!

Diese leidensvolle Erfahrung geht nicht verloren und dient dem Menschen später in seiner spirituellen Entwicklung. Der Mensch entdeckt, dass es einen Zusammenhang zwischen seinen egoistischen Verlangen gibt und dem, dass er sie nie erfüllen kann. Der Mensch lernt, dass es nichts in der scheinbar äusseren Welt gibt, was ihn in der Art befriedigen kann, sucht was vollkommen Anderes, was Grösseres, sucht das, wo er das Ewige und das Beständige finden kann. Mit dieser Methode, d.h. durch die Leiden, Krankheiten, Kriege und Schicksalschläge findet er heraus, dass es „da draussen“ nur das Wechselbare oder das Unerfüllbare gibt, und nur in seinem Inneren das „Ich“ existiert, was unsterblich und ewig ist. Dieses „Ich “ kann sich nicht ändern, nicht sterben und wird mit jeder Erfahrung reicher und weiser. Aber diese Erfahrung muss dieses „Ich“ leider qualvoll in der Materie verdienen und nur in dieser Erkenntniss besteht bei Be-i-to die Möglichkeit der Befreiung und dem Erreichen der Perfektion und der Vollkommenheit. Der Mensch wird endlich erwachsen.

Videokurs: 3. Lektion. Zwei Wege unserer Entwicklung

Auf unserer Webseite können Sie gern Ihren ersten Videokurs über die Grundlagen der authentischen Kabbalah verfolgen.

Zwei Wege unserer Entwicklung. Dauer der 3. Lektion: 25 min

  • In unserem Ursprungszustand bestehen wir in einer gleichwertigen Form mit dem Schöpfer, erfahren unbegrenzte Erfüllung, Ewigkeit und Perfektion.
  • Wir sind dazu bestimmt, zu unserem Ursprungszustand zurück zu kehren und es gibt zwei Wege, die dort hinführen:

(1) der Weg des Leidens und
(2) der Weg des Lichtes und der Transformation.

  • Der Weg des Leidens ist unsere unbewusste Entwicklung. Die gesamte Menschheitsgeschichte verlief bis jetzt auf dem Weg des Leidens, auf dem wir nichts davon ahnen, wie wir uns entwickeln. Auf dem Weg des Leidens erfahren wir, durch unser mangelndes Bewusstsein, unserer fehlenden Entsprechung mit der uns lenkenden Kraft, Leid.
  • Der Weg des Lichtes ist der Weg, auf dem wir unsere eigene Natur und die Natur der uns lenkenden Kraft entdecken. Wir beginnen zu verstehen, was das ist, woher wir kommen, von wo wir angeführt werden und wir lernen von dieser Kraft, um uns in Richtung der Quelle des Genusses zu bewegen und das Leiden zu lindern.

Unendlich Genießen? Geht das?

Stony Faced
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Die Kabbalisten sagen uns, dass die Schöpfung vom Schöpfer mit einem Ziel geschaffen wurde, die Geschöpfe mit dem unendlichen Genuss zu füllen. Was ist das denn für ein Genuss und warum können wir ihn bis jetzt irgendwie nicht spüren??

Ein sehr einleuchtendes Beispiel zum Genuss gibt in seinem Buch „Einführung in die Weisheit der Kabbala“ Baal Sulam, ein bedeutendster Kabbalist des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein Beipiel mit einem Gastgeber und seinem Gast. Ein hochgeschätzter Gast kommt zu Besuch. Der Gastgeber hat für ihn einen fantastischen Tisch mit allen möglichen Speisen und Getränken gedeckt. Da der Gastgeber seinen Gast so sehr vom ganzen Herzen liebt, möchte er ihn ohne jegliche Hintergrundgedanken alle diese Speisen und Getränke geniessen lassen.

Der Gast fühlt diese herzliche Zuneigung des Gastgebers und merkt auch, dass es dem Gastgeber darum geht, seinen Gast von seinem Reichtum teilhaben zu lassen. Aber dann plötzlich verspürt der Gast so ein starkes Schamgefühl, dass er dieses Geschenk vom Gastgeber nicht annehmen kann. Der Gastgeber hat alles mögliche getan, um diesen reichen Tisch zu decken, er kennt alle Vorlieben und den Geschmak von seinem Gast, hat alles genauso gemacht, wie es der Gast haben wollte. Und der Gast verspürt jetzt einen Scham, das annehmen zu müssen, was er nach seiner Überzeugung nicht verdient hat.

Er verzichtet deswegen auf die Einladung des Gastgebers: „Ich will kein Empfänger von diesem Reichtum sein! Ich möchte am besten so ein Gebender sein, wie Du! Du hast mir Deine Liebe gezeigt, ich fühle sie auch. Wie kann ich Dir denn angemessen antworten?“. Der Gast denkt nun: „Wenn ich aber jetzt nichts annehme, dann vernachlässige ich den Gastgeber… Es wäre so, als ob ich auf seine Liebe zu mir nicht antworte?! Was kann ich denn machen, um das Problem zu lösen?“

Und dann findet er doch eine Lösung:  „Ich werde das Geschenk nur dem Gastgeber zuliebe empfangen! Weil der Gastgeber mich so liebt und den Wunsch hat, mir so viel zu geben, muss ich auf Sein Verlangen Rücksicht nehmen und es erfüllen. Ich gehe auf Sein Verlangen damit an, fühle Seine Liebe und Seinen Wunsch, dass ich was bekomme, sehe wie er daran leidet, dass ich sein Geschenk nicht annehmen möchte. Ich werde also nur mit Seinem Verlangen arbeiten und werde nur daran denken, wie ich es erfüllen kann. Um das Verlangen des Gastgebers zu erfüllen, stelle ich fest, dass ich es nur dann tun kann, wenn ich diesen reich gedeckten Tisch annehme würde und die Speisen geniessen würde. Denn nur mit dem Genuß, was ich verspüre, kann ich den Gastgeber selbst mit Genuss erfüllen. Ich muss unbedingt Ihm zuliebe empfangen und alles unendlich geniessen, nur so werde ich spüren, wie ich Ihn erfülle.“

In diesem Fall arbeitet jeder mit den Verlangen des Nächsten. Der Gastgeber denkt daran, wie der Gast von ihm empfangen und geniessen kann. Und der Gast überlegt, wie er empfängt und geniessen wird, um das Verlangen des Gastgebers zu erfüllen und den Gastgeber geniessen zu lassen. Jeder verwendet seine Verlangen, um die Verlangen des Nächsten zu erfüllen und gewinnt dabei doppelt.

Die Kabbalisten sagen uns, dass diese Idee den Schöpfungsgedanken beinhaltet. Die Geschichte mit dem Gastgeber und seinem Gast scheint uns auf den ersten Blick verständlich zu sein. Dennoch, wenn wir die Idee realisieren wollen und an unsere nächsten Schritte im Leben denken, ist die Umsetzung wirklich nicht einfach. Können wir auf die Verlangen unserer Nächsten eingehen und diese erfüllen, um davon den Genuß verspüren zu können? Nur mit einer einfachen Formel, die laut Kabbalisten „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ lautet, ist es machbar. Denn, im Idealfall, wenn wir ihn verstanden haben, wäre dies eine einzige Möglichkeit uns mit dem unendlichen Genuß zu füllen.

Denn somit verwende ich für meine Erfüllung die Verlangen meiner Nächsten, die körperlich außer mir sind, und somit unendlich zu sein scheinen. Der Schöpfer – ist ein unendliches Verlanges zu geben, und ich bin nur ein kleiner Punkt, was derzeit bereit ist, nur zu empfangen. Wenn ich jedoch beginne, mich mit den Verlangen der Nächsten zu verbinden, bekomme ich dieses unendliche Verlangen zu spüren, was ich erfüllen kann. Ich spüre sowohl diese Verlangen  als auch das, wie das Verlangen mit Genuss erfüllt wird. Demzufolge, wenn ich mit Liebe auf die Verlangen der Anderen eingehe, erhalte ich die unendlichen Verlangen, unendliches Leben und Vollkommenheit. Alles passiert nur dann, wenn ich mich zum Schöpfer annähere, wie zu dem Ziel, was ich erreichen soll.

Aus diesem Grund ist die Kabbalah wirklich die Wissenschaft des Empfangens (hebr. lekabel) – wie man empfängt und wie man ohne jegliche Einschränkung geniessen kann.

Die Realität wie in einer Luftblase

eingeschlossen

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Die Wissenschaft der Kabbala wird als die innere Torah (hebr. Licht) und die innere Weisheit genannt, denn sie spricht nur über das eine, nämlich über das, was sich in uns befindet. In der Wirklichkeit, sowohl unsere Körper als auch die gesamte Materie existieren nicht. Und deshalb wird diese Welt als eine eingebildete bzw. eine ausgedachte Welt genannt. Sobald wir beginnen, die Wirklichkeit richtig wahrzunehmen, können wir spüren, dass sich alles nur in unserem Verlangen befindet.

Und unser Verlangen auf allen denkbaren Stufen gibt uns das Gefühl, dass es eine unlebendige Natur, Pflanzen, Tiere und Menschen gibt. Und alles das – sind nur diverse Erscheinungen innerhalb unseres Verlangens. Wir leben innerhalb einer Matrix, und sollen begreifen, dass alles ausschließlich in unserem Empfinden existiert. Es existiert nur das Verlangen zum Genuss, was die in ihm auftretenden Erscheinungen empfindet. Deshalb, es ist sehr wichtig für einen Kabbalisten, diese Tatsache nicht zu vergessen, denn ein solcher Zugang zur Wahrnehmung der Realität wie – „alles hängt von mir ab, und nicht von dem was da draußen gibt“ – führt ihn zur inneren Korrektur.

Wir empfinden uns in unseren Verlangen auf dem Hintergrund des weißen Höheren Lichts. Alles erscheint nur auf dem Hintergrund des Höheren Lichts. Und die Welt der Unendlichkeit ist ausschließlich das Höhere Licht bzw. das weiße Licht. Dort sehen wir uns selbst nicht, denn wir erreichen den gleichen Zustand, die gleiche Wahrnehmung, die Realität und die Eigenschaften wie das Licht selbst. Und die 125 Stufen, auf welchen wir aus diesem Zustand abgestiegen sind – sind alles die Stufen des immer größeren Entfernens von diesem weißen Licht, auf dessen Hintergrund wir uns wahrnehmen.

Und deshalb alles, was wir um uns herum sehen – ist unser Verlangen, was in sich die unlebendigen, pflanzlichen, tierischen und menschlichen Stufen – die 4 Stufen des Aviuts (die Grobheit des Verlangen) miteinschließt, in deren allen möglichen inneren Formen, in den Maßen des Unterschieds zum Höheren Licht. Diese Bilder – sind also unsere Realität, die sich in der Form unserer Welt erscheint.

Deshalb unsere ständige Anstrengungen die tatsächliche Realität zu enthüllen, sich mit dem wahren Bild der Realität zu verbinden, zwingen uns zu korrigieren , uns zu vervollkommnen und uns alle zusammen empfinden. Denn, je mehr wir uns untereinander verbinden, je mehr wir uns in Richtung des weißen Lichts bewegen, um so mehr können wir uns zu unserem ewigen, vollkommenden Leben in der Welt der Unendlichkeit bewegen.

Und alle diese Erscheinungen, die wir sehen und empfinden, als ob sie außerhalb von uns stattfinden, passieren wie ein Traum. Denn tatsächlich leben wir nur innerhalb des weißen Lichts. Dieser grundlegender Punkt in der Wissenschaft der Kabbala ist sehr wichtig, denn dieser Punkt grenzt die Wissenschaft der Kabbala von allen philosophischen Schulen, Religionen, Glauben und anderer Methoden ab.

Wie wir die Welt über unsere Ego-Linse sehen und welche Wege sich zu ändern es gibt, demonstriert dieser Clip:

Kabbala im Gegensatz zu Religion: glaube nicht, fürchte nicht, erbitte nichts

Laitman 2009 12 18 Boretzky W
(C) Foto: O. Borecki

Aus dem Gespräch mit Rav Laitman (Quelle). Sehr einleuchtend fand ich die Auszüge aus dem Interview vom modernen Kabbalisten Rav Laitman mit dem kasachischen Philosophen Dr.  O.Borecki. Worum ging es? Es ging um die Ursachen der aktuellen Kriesen, Problemen zwischen den Völkern der Erde, über den Verlust vieler Menschen des Sinnes des Lebens, über die Probleme in den menschlichen Beziehungen und über die entstandene Sackgasse. Alle sehen ein, dass es derzeit viele wirtschaftliche, politische, ökologische, zwischenmenschliche Probleme zu lösen gilt und suchen nach deren Ursache und nach Lösungen.

Die Antwort von Rav Laitman dazu ist recht simpel: die Ursache unserer Probleme ist der extrem gewachsene menschliche Egoismus. In der menschlichen Natur gibt es zwei Kräfte – der Egoismus, wo der Mensch alles zu sich anzieht, und die gegensätzliche Kraft des Gebens, die wir traditionell als Altruismus nennen. Als Beispiel der Verkörperung des Egoismus wird die Funktionsweise einer Krebszelle im menschlichen Körper angeführt.

Und wie sieht es mit der Höheren Kraft aus? Wird die Idee vom Gott von Rav Laitman anerkannt? Der Rav Laitman und die ihm annähernd gleiche Kabbalisten sind über die Stufe der Religion hinausgewachsen. Denn keine der Religionen gibt wirklich die Antwort auf die Frage über den Sinn des menschlichen Lebens. Und das Wichtigste – die Religion zwingt einen Menschen nicht, sich zu ändern. Der Gott ist die Superposition des Geistes über alle Objekte. Und der Rav Laitman verwendet hierzu den Begriff – der Schöpfer. Der Schöpfer ist das Gesetz der Natur, die natürliche Kraft des Gebens, die ein Mensch ebenfalls verwenden kann. Nur derzeit verwendet er in allen Fällen die Kraft des Egoismus. Zu der spirituellen Kabbala-Lehre nach der Auffassung von Rav Laitman lässt sich das Gebot „glaube nicht, fürchte nicht, erbitte nichts“ gut anwenden. Dieses Gebot kann die authentische Kabbala von der Religion gut abgrenzen.

„Glaube nicht“. Die Kabbalah spicht nicht vom Glauben, wie es die meisten Welt-Religionen tun. Die authentische Kabbala gibt das Wissen weiter, welches der Mensch durch seine persönliche Anstrengung übreprüfen und mit seiner Erfahrung vergleichen kann. Die authentische Kabbala ist eine Methode der spirituellen Arbeit und vermittelt kein Glauben.

„Fürchte nicht“. Viele Vorgänge im Leben gründen sich auf unseren Ängsten und die bedeutendsten Ängste stammen aus dem Inneren unseres Körpers – der Hunger, die Krankheit, der Tod. Ein Mensch kann die tierischen Ängste jedoch mit Erfolg überwinden. Es ist mithilfe der Methode der Kabbala möglich, die Stufe zu erlangen, wo du einen Austritt aus deinem eigenen Körper vollbringst. Im gleichen Sinne, wie Aristoteles einst sagte: „Nicht die Seele ist im Körper enthalten, sondern die Seele enthält den Körper“.

„Erbitte nichts“. Die meisten Religionen stützen sich darauf etwas zu erbitten. Ein religiöser Mensch bittet zu Gott um alles was er haben will: „Gebe mir!“ und glaubt dabei an alles, nur um sich selbst nicht ändern zu müssen. Die authentische Kabbala lehrt jedoch, dass sich der Mensch selbst ändern muss, um eine spirituelle Entwicklung in seinem Leben vollziehen zu können.

Wir verfügen derzeit über die fünf Sinnesorgane, aber es existiert das, was die Kabbalisten als der sechste Sinn bezeichnen – ein unmittelbarer Zugang zu irgendeinem höheren Wissen. Das ist kein Glaube und keine Mystik. Denn mittelbares Wissen – das, was wir momentan besitzen – ist der Verstand, der Weg der rationell bedingten Logik. Nur selten und sporadisch im Form zum Beispiel eines Geistesblitzes oder der Intuition fangen wir etwas ausserhalb unseres rationellen Bewusstseins ab. Das höhere Wissen, worüber die Kabbala spricht, wird nicht sporadisch, sondern systematisch darauf aufgebaut, dass wir uns diese Fähigkeit des Abfanges dieses Wissens gezielt selbst aneignen. Und erst dann können wir uns und unser Leben aus der neuen Perspektive sehen. Und erst dann kann man dies als ein echtes spirituelles Wachstum nennen.

Aufgearbeitet nach den Materialien von http://www.kp.kz/node/792